Projektmanager benötigt und hat fast jedes Unternehmen. Auch die Hersteller von Medizinprodukten und klinischen Informationssystemen. Doch was unterscheidet das Projektmanagement in der Medizintechnik von anderen Branchen? Was muss ein Projektmanager in der Medizintechnik zusätzlich können?
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Aufgaben und Ziele eines Projektmanagers
Das Ziel eines jeden Projektmanagers besteht offensichtlich darin, Projekte zu planen, zu überwachen und erfolgreich (in der geplanten Zeit, mit den geplanten Kosten und in der geplanten Qualität) abzuschließen. Um das zu erreichen, müssen Projektmanager u.a. folgende Aufgaben erfüllen:
- Projektziele identifizieren à u.a. Stakeholder-Erwartungen erfassen (lassen)
- Aufwände (Zeit, Kosten) abschätzen
- Ressourcen bereitstellen und Teams zusammenstellen
- Vorgehensmodell festlegen
- Projektpläne schreiben
- Risikomanagement zu betreiben
- Das Erreichen von Meilensteinen überprüfen
- Hindernisse aus dem Weg räumen
- Projektfortschritt berichten
- Projektergebnisse übergeben
Spezifische Anforderungen an das Projektmanagement in der Medizintechnik
Geht man diese Liste durch, stößt man auf die für die Medizintechnik spezifischen Anforderungen an das Projektmanagement:
- Für Medizinprodukte gibt es spezifische Stakeholder-Anforderungen, beispielsweise die gesetzlichen (Medizinproduktegesetz, Datenschutzgesetze usw.). Diese muss der Projektmanager kennen, um sie planen und überwachen zu können.
- Die Anforderungen an die Entwickler von Medizinprodukten sind spezifisch für die Domäne. Ein Projektmanager sollte wissen, über welche Fähigkeiten und Kompetenzen Entwickler von Medizinprodukten verfügen müssen.
- Die Vorgehensmodelle müssen den gesetzlichen Anforderungen genügen. Hier ist ein Projektmanager in der Medizintechnik nicht ganz frei in der Wahl.
- Der Projektmanager darf Projektrisiken und Patientenrisiken nicht verwechseln. Für letztere gilt es den Forderungen einer ISO 14971 zu berücksichtigen.
Häufige Irrtümer über das Projektmanagement
Was ein Projektmanager in seiner Rolle als Projektmanager hingegen NICHT leisten muss:
- Ein Projektmanager ist kein Requirements-Engineer. Er muss diese Rolle bzw. Funktion koordinieren aber nicht ausfüllen. In diesem Kontext sei auch festgestellt: Ein Projektmanager ist auch kein Produktmanager und kein Usability Experte.
- Ein Projektmanager ist kein Risikomanager, zumindest nicht im Sinne der ISO 14971: Aber er muss einen Risikomanager mit einplanen und koordinieren und die damit verbundenen Aufwände abschätzen und die Fortschritte überwachen.
- Ein Projektmanager ist kein Mitglied der Qualitätssicherung. Er muss hingegen die Qualitätssicherung planen und überprüfen, ob diese durchgeführt wird. Hier arbeitet er mit dem Qualitätsmanagement zusammen.
Projektmanagement bei Medizinprodukte-Herstellern: Fazit
Die meisten Tätigkeiten eines Projektmanagers in der Medizintechnik werden sich allerdings von denen seines Kollegen in einer anderen Branche nicht unterscheiden.
Kommunikationsfähigkeiten und die Fähigkeit, widerstrebende Interessen auszubalancieren benötigen beide. Entsprechend sind allgemeine Projektmanagement-Zertifizierungen auch in der Medizinprodukte-Industrie hilfreich.
Sehr geehrter Herr Professor Johner,
muss eine Projektmanagement-Software ebenfalls validiert werden?
Oder nur wenn diese für die MP-Entwicklung eingesetzt wird?
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Christina Helmke
Sehr geehrte Frau Dr. Helmke,
die Forderungen nach der Computersystemvalidierung stammen aus verschiedenen Regularien und Kontexten. Die ISO 13485 fordert die Computersystemvalidierung für Software, mit der in der Produktion gearbeitet wird und die somit Einfluss auf die Produktqualität haben kann, mit der QM Prozesse umgesetzt werden und / oder die für die Kalibrierung / Eichung (Prüfmittelüberwachung) genutzt wird. Wenn die Projektmanagementsoftware QM Prozesse umsetzt oder Einfluss auf die Produktqualität hat, muss sie validiert werden.
Mit besten Grüßen
Astrid Schulze