100 Millionen Euro für die Medizininformatik wird das Bundesforschungsministerium in den kommenden für Jahren zur Verfügung stellen. Aus gutem Grund: die medizinische Informatik ist ein Schlüssel für ein effizientes Gesundheitswesen und für Innovationen in der Medizintechnik.
Was die Medizininformatik umfasst
Die Medizininformatik (Synonym: medizinische Informatik) ist eine wissenschaftliche Disziplin, die das Ziel verfolgt, im Gesundheitswesen „die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort der richtigen Person im richtigen Kontext zu präsentieren“ (Quelle). Wie bei allen Anwendungsbereichen der Informatik geht es um das Erfassen, Speichern, Verarbeiten und Verteilen von Daten und Wissen — hier mit dem Fokus auf das Gesundheitswesen und die Medizin.
Zu den Anwendungsgebieten zählen
- Die Bildverarbeitung
- Bildgebende Diagnostik wie CTs und Kernspingeräte
- Medizinische Dokumentation z.B. in Form von Krankenhaus-Informationssystemen, elektronische Patienten- und Gesundheitsakten
- Elektronische Register z.B. Krebsregister, Diabetesregister
- Bioinformatik (als Nachbargebiet) einschließlich Analyse genetischer Daten
- Computer-assisted Surgery
- Infrastrukturen für das Gesundheitswesen wie die Telematik-Infrastruktur und die elektronische Gesundheitskarte
Trends in der Medizininformatik
Hinter der medizinischen Informatik liegen auch schwierige Zeiten: Die elektronische Gesundheitskarte ist/war schon fast ein Synonym für Versagen, die Universitäten verloren einen Medizininformatik-Lehrstuhl nach dem nächsten. Doch inzwischen wird auch der Bundesregierung klar, wie wichtig diese Disziplin ist und stellt 100 Millionen Euro bereit.
Damit will sie u.a. diesen Trends Rechnung tragen:
- Immer mehr Datensilos und Insellösungen
Im Gesundheitswesen fallen immer mehr Daten an, die nicht systematisch genutzt werden können, um die Diagnose und Therapie zu verbessern und die Effizienz des Gesundheitswesens zu erhöhen. Grund sind heterogene Daten, unzureichende Interoperabilität der Systeme und manchmal auch mangelnder Wille der Beteiligten. - Neue Möglichkeiten, aus Daten Wissen zu generieren
Bei vielen Daten fehlt noch ein Verständnis, wie sie für die Diagnostik und die Therapie eingesetzt werden können. Die Gen-Daten sind nur ein Beispiel dafür. Nun gilt es, aus Daten Wissen zu generieren. Neue Algorithmen in der Bioinformatik, Big-Data, die wachsende Rechenleistung (z.B. durch Cloud-Computing) und die steigende Bandbreite, um Daten zu verteilen, schaffen neue Möglichkeiten, die nicht nur Google längst nutzt. - Individualisiertere Medizin
Damit werden die Voraussetzungen für eine immer patientenindividuellere Therapie geschaffen: Beispielsweise Krebsmedikamente werden nicht nur auf Basis der Histologie, klinischer und demographischer Daten ausgewählt, sondern auch anhand der spezifischen Gen-Daten. - Konvergenz von Medizintechnik, Medizininformatik und Pharma
Bei kaum noch einem aktiven Medizinprodukt fehlt die Netzwerkanbindung. Die Grenzen zwischen IT und Medizintechnik verschwinden. Immer mehr Pharma-Firmen bieten auch Medizinprodukte an, beispielsweise um ihre Produkte besser zu vermarkten und deren Auswahl und Dosierung zu verbessern. - IT-Security
Leider wird das Gesundheitswesen durch die zunehmende Vernetzung anfälliger gegen Bedrohungen wie Cyber-Attacken. Den Wettkampf dürfen die Hersteller von Medizinprodukten, klinischen Informationssystemen und die Betreiber niemals aufgeben.
Medizinischen Informatik: Wo Sie Geld verdienen können
Die medizinische Informatik biete zahlreiche Möglichkeiten, Geld zu verdienen:
- Mitarbeiter/in eines Medizintechnik-Hersteller:
Die Firmen suchen händeringend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Informatikabschluss, idealerweise in der medizinischen Informatik - Mitarbeiter/in eines Krankenhauses oder einer Klinikkette:
Nicht nur die komplexen Abrechungssysteme, sondern die Vernetzung von Medizinprodukten, IT, von verschiedenen Personengruppen und Standorten führt dazu, dass die IT im Krankenhaus (endlich) eine höhere Beachtung genießt und mehr Mitarbeitende sucht. - Mitarbeiter/in oder Inhaber eines Start-ups (ggf. auch durch das BMBF gefördert)
Auch der DACH-Raum hat sich zu einem innovativen Markt für Medical Start-ups entwickelt, bei denen fast immer die IT eine besonders große Rolle spielt. Experten mit Kenntnissen der Medizininformatik bieten sich großartige Möglichkeiten. - Selbständige/r oder angestellte/r Berater/in
Das Johner Institut selbst profitiert von einem wachsenden Bedarf an Beratungsdienstleistungen im Bereich Medizintechnik, medizinische Informatik, Interoperabilität und Regularien. - Forscher/in an einer Hochschule oder Universität (ggf. auch durch das BMBF gefördert)
Die 100 Millionen des BMBF sind mehr als nur eine Symbolgeste, sondern ein beachtlich großer Fördertopf, der einfach angezapft werden will. Wagen Sie es, sei als Vertreter einer Hochschule, einer Universität oder eine privaten Forschungs- oder Entwicklungsunternehmens. - Lehrende/r bzw. Professor/in an einer Hochschule oder Universität
Wie gut die Chancen als Medizininformatiker/in waren, eine Professur zu bekommen, weiß ich von mehreren Berufungsverfahren an der eigenen Hochschule.
Wie Sie sich für den Markt fit machen
Das berufsbegleitende Masterstudium „IT im Gesundheitswesen“ vermittelt den Teilnehmern die Voraussetzungen, um im Bereich der medizinischen Informatik beruflich erfolgreich zu sein. Es vermittelt den Teilnehmern wissen und Kompetenzen u.a. in den folgenden Bereichen:
- Informatik: Ohne ein solide technisches Grundverständnis werden Sie in dem Markt nicht erfolgreich sein. Genau diese Grundlagen vermittelt Ihnen das Modul „IT“.
- Medizinische Informatik und E-Health: Interoperabilitätsstandards, medizinische Dokumentation, klinische Informationssysteme, Telemedizin usw.
- BWL & Management: Damit Sie nicht nur als Fach- sondern auch als Führungskraft erfolgreich sein werden
- Recht: Die regulatorischen Anforderungen aus dem Medizinprodukterecht, dem Sozialrecht, dem IT-Recht müssen Sie kennen, um Produkte zu entwickeln, zu vermarkten und zu nutzen.
- IT-Management: Je komplexer die Infrastrukturen werden, umso wichtiger ist es, diese effizient und zuverlässig zu betreiben.
- Gesundheitswesen: Sie müssen die Domäne verstehen, welche Player es gibt und wie die Gelder fließen, um die Domäne für sich nutzen zu können.
- Leadership & Soft Skills: Begeistern Sie andere für Ihre Ideen. Präsentieren Sie sicher und meistern Sie auch schwierige Gespräche erfolgreich.
Interessant ist, welche Lernziele und Lerninhalte eines solchen Studiums Institutionen wie die GMDS vorschlagen, wie gerade geschehen. Ich bin erstaunt wie deckungsgleich deren Überlegungen und deren „Lernzielkatalog“ mit unserem Curriculums ist. Man könnte fast meinen, … :-).
Das Institut ist übrigens einer der wenigen Bildungsanbieter, die von der Ärztekammer dafür autorisiert sind, Ärzte für die Zusatzbezeichnung „medizinische Informatik“ auszubilden.
Lesen Sie hier mehr über Ihre Karriere in der Medizintechnik.
Tolle Zusammenfassung!
Danke!